Auf einen Cappuccino mit Gott

Pfarrer Holm Haschker (Mitte) wird beim Einführungsgottesdienst in der Stadtpfarrkirche durchn (v.l.n.r) Dekan Jochen Wilde und den vier Assisten*innen Pfarrer Jakob Sibbor, Zwillingsbruder Dirk Haschker, Pfarrer Stephan Schmoll und Militärseelsorgerin Claudia Brunnmeier-Müller gesegnet.
Bildrechte Hubert Mauch

Pfarrer Holm Haschker wurde von Dekan Jochen Wilde in der evangelischen Stadtpfarrkirche in sein Amt eingeführt und in Passau willkommen geheißen. Damit sind alle hauptamtlichen Stellen im Dekanatsbezirk besetzt. Die lange Vakanzzeit von insgesamt 45 Monaten ging zu Ende. Ein großer Dank ging an die Vakanzvertreter*innen.

Der Sonntag, 3. November, war für zwei evangelische Kirchengemeinden in Passau ein Tag der Freude: für die Versöhnungskirche St. Matthäus Sprengel im Stadtteil Neustift und für St. Johannes in Grubweg. Der Neue, Pfarrer Holm Haschker wird in beiden Gemeinden je zur Hälfte tätig sein. Das Stellenkonstrukt, so Dekan Jochen Wilde in seiner Einführungsansprache sei eine Art Feldversuch und habe damit auch ein wenig Modellcharakter für die Kirche von morgen. Dabei müsse sichergestellt werden, dass Pfarrer Haschker „nicht zwischen den Ansprüchen von zwei Kirchenvorständen zerrieben wird.“ Deshalb sei er froh und dankbar einen erfahrenen und besonnenen Kollegen hinzubekommen zu haben, der sich dieser besonderen Herausforderung mit Gelassenheit, Gottvertrauen und Realitätssinn annähern wird.
Aufgewachsen in Luckenwalde in der ehemaligen DDR durfte Holm Haschkler nicht studieren. So wurde er erst Konditor, dann Bausoldat und nach der Wende endlich Theologe. Er arbeitete als Religionslehrer, theologischer Mitarbeiter, dann in der Diakonie und wurde Gemeindepfarrer. Zuletzt war er Militärseelsorger in Weiden mit Auslandseinsatz in Niger. „Bringen Sie diese wertvollen Eindrücke und Erfahrungen, die Sie außerhalb der kirchlichen Schonräume gesammelt haben, in Ihren Dienstag in St. Matthäus und St. Johannes ein“ forderte ihn Dekan Wilde in der gut besuchten Stadtpfarrkirche auf.

Dekan Wilde dankte an dieser Stelle auch den Menschen, die  in der langen Vakanz das kirchliche Leben aufrechterhalten haben: Den beiden Kirchenvorständen und dem Regionalausschuss der Versöhnungskirche, Prädikant Dr. Hartmann Beck, Prädikant Oliver Weindel, Valerie Ring, Prädikantin Angela Güntner, Pfarrer Thomas Plesch, Pfarrer Stephan Schmoll, dem stellvertretenden Dekan Johannes Keller, Pfarrerin Patricia Gschwender und den Kolleg*innen die Vertretungsdienste übernommen hatten.
Als Christen sollten wir mutig sein, so Pfarrer Haschker in seiner locker und berührend gehaltenen Predigt. Ob Luckenwalde, Weiden, Niger oder Passau, Gott sei schon da, nicht unbedingt im Himmel, sondern bei den Menschen, so seine Erfahrung. „Hier unten ist die Pforte des Himmels“ Der Himmel sei da, wo Gott sei. So verstehe er Kirche. Was die Menschen bräuchten sei Gottes Gegenwart und nicht unbedingt die Gebäude. Gott sei in der Begegnung und nicht an einen Ort gebunden. Er stelle sich vor, den lieben Gott in Passau zu treffen. Vielleicht in einer der zahlreichen Gaststätten oder im Gemeindesaal und er trinke da seinen Cappuccino, bereit für ein Gespräch. Und Holm Haschker bekennt: „Klar wird der Humanist sagen können: Mit Liebe und mit Menschlichkeit und so, da muss ich nicht den lieben Gott bemühen. Ist ja auch richtig. Aber mir ist ER über den Weg gelaufen. Ich kann’s nicht ändern. Und ich bin froh, dass es bei mir so gekommen ist.“

In den anschließenden Grußworten betonte die stellvertretende Landrätin MDL Roswitha Toso den Wert der Gastfreundschaft für unsere Gesellschaft und sicherte Pfarrer Haschker Offenheit und Unterstützung zu. Die katholischen Kollegen Michael Brunn und Martin Prellinger begrüßten den neuen Kollegen mit herzlichen Umarmungen und boten neben dem „Du“ auch die ökumenische Zusammenarbeit an. „Allein können wir nichts vollbringen, es geht nur gemeinsam, ökumenisch“. Dr. Ralf Krause und Julia Hild-Böhmisch als Vertreter*innen der beiden Kirchenvorstände zeigten sich glücklich wieder einen Pfarrer zu haben. Während der Vakanz habe man deutlich gemerkt, was ein Pfarrer im Hintergrund alles manage und der Gemeinde abnehme, so Krause. Und Julia Hild-Böhmisch freute sich, dass wieder Leben ins Pfarrhaus zurückgekommen sei. Als Symbol für seine beiden halben Stellen bekam Haschker von seinen Kolleg*innen, vertreten durch Pfarrerin Sonja Sibbor-Heißmann ein halbes Weinglas geschenkt. In Richtung Gemeinde kommentierte er das Geschenk mit den Worten: „Wir machen keine halben Sachen!“
Der erste Moment, in dem eine Tür geöffnet werde, sei entscheidend dafür, ob man sich willkommen fühle oder nicht, sagte Pfarrer Holm Haschker in seinem Schlusswort. Dies sei mit diesem Einführungsgottesdienst im positivsten Sinne gelungen.

Text und Fotos: Hubert Mauch

Fotos in der Bildergalerie: Hubert Mauch und Karin Haschker

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