Der Grüne Gockel – Umweltschutz mit System
Der Grüne Gockel ist ein Umweltmanagementsystem nach der europäischen EMAS-Verordnung (EMAS = eco management and audit scheme), angepasst an kirchliche Bedürfnisse. Es ist deutschlandweit bereits in über 1000 Kirchengemeinden erprobt.
Das oberste Ziel heißt: Sich in der Bewahrung der Schöpfung (= dem Umweltschutz) kontinuierlich weiter zu verbessern. Das ist Aufgabe aller Mitarbeitenden und aller Gemeindeglieder. Sie werden in den Prozess eingebunden und motiviert sich zu beteiligen.
Die umweltrelevanten Verbräuche und Kosten der Kirchengemeinde (Heizenergie, Strom, Wasser, Abfall, Papier, Reinigungsmittel, …) werden erfasst. So werden Möglichkeiten geschaffen, Betriebskosten zu senken. Auch der Einkauf, die Umweltpädagogik, die Kommunikation und anderes mehr werden in die Überlegungen einbezogen. Der Grüne Gockel ist ein Umweltzertifikat, das das Engagement nach außen hin demonstriert. Es macht deutlich, dass die Bewahrung der Schöpfung ein wichtiges Anliegen ist.
Die Vorteile und positiven Auswirkungen des kirchlichen Umweltmanagements Grüner Gockel sind durch die Landessynode unserer Kirche im April 2009 bestätigt worden und die Arbeitsstelle Grüner Gockel wurde eingerichtet.
In Bayern haben sich seither rund 135 Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen am Grünen Gockel beteiligt. Diese Bemühungen zum „kontinuierlichen Bewahren der Schöpfung“ werden abschließend mit dem Zertifikat Grüner Gockel belohnt.
Der „Grüne Gockel“ in St. Johannes
Schon im Frühjahr 2011 fand sich eine Gruppe von Gemeindegliedern um die beiden damaligen Pfarrer Alexander Henning und Uwe Biedermann zusammen, deren Anliegen es war, die Kirchengemeinde und ihr Wirken dem Prinzip der Nachhaltigkeit zu verpflichten.
Dankenswerter Weise stellte die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Bayern dem Team unentgeltlich Frau Marianne Wolff an die Seite, die sich als äußerst kompetente und unersetzbare Umweltauditorin erwies.
Bei der Auftaktveranstaltung beim Pfingstgottesdienst 2011 machten die Gottesdienstbesucher konkrete Vorschläge zur Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen: von Decken im Winter statt Heizung über Vollwärmeschutz für das Pfarrhaus und ökologische Reinigungsmittel bis hin zu Schafen im Pfarrgarten.
Das erste Umweltteam (Horst Avenriep, Pfarrer Alexander Henning, Dr. Karl Hansbauer, Hannelore Langer, Antje Spielberger) stellte sich im Oktober 2011 der Gemeinde vor und präsentierte die Schöpfungsleitlinien, die der Kirchenvorstand im Januar 2019 erneut verabschiedete.
Anfang 2013 benannte der Kirchenvorstand Birgit Reisinger als Umweltbeauftragte der Kirchengemeinde St. Johannes, die seitdem die Arbeit des Umweltteams interessiert begleitet und vor allem in vielfältiger Weise engagiert umsetzt sowie den Kontakt zum Kirchenvorstand hält.
Nach der Bestandsaufnahme in Gebäuden und unter Mitarbeitenden, deren Ergebnisse in einem umfangreichen Ordner, unserem „Grünen Buch“, dokumentiert werden, konnte im November 2014 der Umweltbeauftragte des Kirchenkreises Regensburg und Umweltprüfer die Zertifizierung zum Grünen Gockel für die Kirchengemeinde St. Johannes mit einer Urkunde bestätigen.
Da die nahezu 30 Jahre alte Öl-Zentralheizung im Pfarrhaus ersetzt werden musste, konnten dort Brenner und Öltanks durch eine intelligent gesteuerte hochmoderne Pelletsheizung ersetzt werden. Somit werden seit Herbst 2017 nicht nur Pfarrwohnung, sondern auch die Pfarrbüroräume schadstoffarm aus nachwachsenden Rohstoffen beheizt. Der Übergang des Zeitalters der fossilen in erneuerbare Energien wurde, wenn man so will, auch hier vor Ort vollzogen. Ein Blick in die Zukunft verrät, dass nach vollzogener Renovierung auch die Heizung des Gemeinderaums diese Energiequelle nutzen wird.
Ebenfalls im Jahre 2017 wurde die Beleuchtung des Kirchenraumes auf moderne LED-Technik umgestellt. Alte Glühbirnen wurden durch die sehr energiearmen neuen Leuchtmittel ersetzt. Somit konnte durch allein diese Maßnahme eine Reduzierung des Energieverbrauchs um 85 % erreicht werden. Also wird lediglich nur mehr 15 % der früheren Energiemenge für die gleiche Lichtausbeute gebraucht.
Die Gartenpflege erfolgt durch die Umweltbeauftragte nach ökologischen Gesichtspunkten: Hecken und Grasflächen werden zeitlich versetzt gemäht und geschnitten, damit Rückzugsräume nicht nur für Insekten erhalten bleiben. Die Gartenabfälle werden kompostiert, eine Düngung wurde eingestellt. Für Igel, Reptilien und Insekten wurden Winterquartiere geschaffen (Igelhäufen etc.). Die Unkrautbekämpfung zwischen den Pflastersteinen vor der Kirche und auf dem Weg erfolgt durch Handarbeit statt mittels Chemie.
Bei der Innenreinigung der kirchlichen Räume werden ökologisch abbaubare Reinigungsmittel verwendet. Dasselbe gilt für die Reinigung von Geschirr und Küchengeräten im Gemeindezentrum.
Nach der Vorbereitung der Rezertifizierung und dem Abschluss des neuen Umweltprogramms konnte im November 2018 das interne Audit vom Leiter der Arbeitsstelle Grüner Gockel in der ELKB Bernd Brinkmann erfolgreich durchgeführt werden.
Am 22. Februar wurde unserer Gemeinde die Rezertifizierung durch Herrn Köhler mit einer Urkunde in der Umwelterklärung bestätigt und konnte am 10. März 2019 mit einem Gemeindegottesdienst gefeiert werden.
Aber der Weg geht weiter: Es geht darum, das Erreichte festzuhalten, aber auch kontinuierlich zu verbessern. Die Unterstützung durch neue Mitglieder im Umweltteam oder in einzelnen Projektgruppen, die nach Bedarf gebildet werden, ist darum jederzeit herzlich willkommen.
Umwelterklärung 2018
“Globalisierung im Kleiderschrank”- „Textilien – Wer zahlt die Rechnung?“
Beim Workshop und Vortrag am Freitag, 6.3.2020 im Gemeinderaum in Grubweg zeigte die Referentin Andrea Gerung (Bildungsreferentin im Eine Welt Netzwerk Bayern e.V., Leiterin der „Eine-Welt-Station Landshut“ und des Landshuter Arbeitskreises Partnerschaft mit der Dritten Welt), was weltweite Verflechtungen in der Wirtschaft, Politik oder Kultur mit dem Inhalt unseres Kleiderschranks zu tun haben. Spätestens nach dem Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza im April 2013 in Bangladesch ist klar, dass unser Textilkonsum nicht ohne negative Auswirkungen auf Menschen im globalen Süden bleibt. Unsere Modebegeisterung hat auch negative Auswirkungen auf die Umwelt.
Zunächst konnten die TeilnehmerInnen bei einem Planspiel nachspüren, wie sich Menschen im globalen Süden fühlen und was sie denken. Ein Stationenparcours führte durch die wichtigsten Aspekte unserer Kleiderherstellung. Den TeilnehmerInnen wurde vorgestellt und mit allen Sinnen bearbeitet, wer an einer Jeans wie viel verdient oder warum in Usbekistan Fischerboote in der Wüste liegen. Ein spannender Nachmittag und Abend, der einen anderen Blick auf unsere Modebegeisterung warf und die TeilnehmerInnen informierte, welchen Einfluss sie als Kunden haben.
Plastikfasten
Im Gottesdienst am 10. März konnte das Umweltteam mit Pfarrerin Ranninger die Rezertifizierung als „Grüne-Gockel-Gemeinde“ feiern und zugleich in die Aktion „Plastik-Fasten“ während der Passionszeit starten. Die Besucher wurden schon im Freien von einem Fischernetz voller Plastikmüll empfangen: Am Plastik kommen wir nicht nur in unseren Flüssen und Meeren, sondern fast überall in unserem Alltag nicht mehr vorbei! Dabei machten Anspiel Predigt klar, dass wir keine zweite Erde haben. Wir Menschen sind Geschöpfe und nicht Schöpfer. Wir leben in Verantwortung vor unserem Schöpfer in der Verantwortung seiner Schöpfung gegenüber. Das verdeutlichten auch die Tafeln der Ausstellung „Kunststoffe – Segen oder Fluch“ vom VerbraucherService Bayern im KDFB e.V.. Konkrete Alternativen zum Plastik zeigte dann der Infostand Plastik vermeiden im Gemeinderaum beim Kirchenkaffee nach dem Zentralgottesdienst am 17. März: Brotbox und Trinkflasche aus Edelstahl, Kochutensilien aus Holz, Vorratsbehälter aus Edelstahl oder Glas …
Im „Plastikfrei leben“- Workshop und dem anschließenden interaktiven Vortrag "Eine Welt voller Plastik" am Freitag, 15.3.2019 ließ uns die Ökologin und Bildungsreferentin Melanie Eben im Workshop von „NaturWeltweit“ hinter die Kulissen blicken, zusammen herausfinden, wo (Mikro-)Plastik überall drinsteckt, und was dies für Auswirkungen auf unsere Gesundheit sowie unsere Umwelt hat. Die Referentin berichtete dabei aus ihrem eigenen Alltag und erklärte, welche denkbar einfachen und den Geldbeutel schonenden plastikfreien Alternativen es gibt. Im Anschluss durften die TeilnehmerInnen selber plastikfreie Alternativen wie Zahnpasta, Deo oder Spülmittel nach einfachen Rezepten herstellen und wichtige Tipps und Links mit nach Hause nehmen.
Beim Abschluss der Aktion im zentralen Familiengottesdienst am Ostersonntag um 10 Uhr wollen wir Rückschau halten, wo es uns gelungen ist, auf Plastik zu verzichten. Ein kleines Zeichen setzt die Gemeinde damit, dass die kleinen Osterkerzen in diesem Jahr nicht wie bisher in Plastikbechern ausgegeben werden, sondern in gebrauchten Marmeladengläsern; am besten bringen Sie Ihre eigenen mit – nach dem Motto „Upcycling“!